WAZ 07. Juni 2010
Mario Stork
Gelsenkirchen. Wenn mehr als 60.000 Stimmen in Schalkes Wohnzimmer „Land of Hope and Glory“ schmettern …: Ein Beteiligter berichtet vom „Day of Song“-Gipfel in der Arena.
Samstag, 5. Juni 2010. Der große Tag ist da. Hinter uns, dem Gospelchor St. Barbara, liegt ein knappes halbes Jahr intensiver Proben und Vorbereitungen. Hinter uns liegt auch eine erste gemeinsame Probe am Freitag. Man hat sich in der Zeltstadt auf den Arena-Parkplätzen eingerichtet. Das Catering: Warme Bionade (uaaah!), aber auch ganz viel Eis (eine gute Wahl bei den tropischen Temperaturen unter den Zeltplanen), warmes chinesisches Mittagessen, schön starker Kaffee, Wasser bis zum Abwinken, Leckereien, Obst – kein Grund zur Klage. Überhaupt: Ein ganz dickes Dankeschön an all die Volunteers, die uns Chöre an beiden Tagen so fantastisch, freundlich und immer hilfsbereit betreut haben!
Die Generalprobe läuft deutlich besser als der Freitagsdurchlauf. Steven Sloane lässt die Bochumer Symphoniker nun weitestgehend allein spielen und konzentriert sich darauf, die Chöre im Spielfeld (und später auf den Rängen) zu dirigieren. Ehemalige „Angsttitel“ wie Händels „Hallelujah“ oder Beethovens „Ode an die Freude“ beginnen, zu funktionieren, und man ahnt schon: Dieses Konzert wird mehr als einen Gänsehautmoment bereithalten. Spannung und Vorfreude steigen.
Beim grandiosen Abschluss des Day of Song in der Arena auf Schalke sangen 65.000 Menschen.
19.30 Uhr. Ein letztes Mal werden wir durch den engen Tunnel (dessen Halleffekt gleich durch kräftiges Kanonsingen ausgetestet wird) ins Spielfeld geführt. Die Tribünen füllen sich: Plötzlich scheint die Atmosphäre in der Arena zu vibrieren, sieht das Stadionrund mit gefüllten Sitzblöcken noch wesentlich beeindruckender aus als im menschenleeren Zustand.
20.30 Uhr. Eine Fanfare erklingt, Moderatorin Catherine Vogel vom WDR und Steven Sloane betreten die Bühne. Das Konzert beginnt – es folgen zwei äußerst kurzweilige Stunden. Vesselina Kasarova begeistert als leidenschaftliche Operninterpretin, Bobby McFerrin fasziniert mit seinen Vokalkunststücken, der belgische Mädchenchor Scala singt sich engelsgleich in die Herzen, und die Wise Guys rocken die Arena. Wenn dann bei Grönemeyers „Komm zur Ruhr“ oder besonders bei „Land of Hope and Glory“ über 60 000 Stimmen unisono dieselbe Melodie schmettern, stellen sich die Nackenhaare auf: Das kann man nicht beschreiben, das will erlebt sein.
23 Uhr: Das Konzert ist vorbei. Erschöpft, aber um eine unglaubliche Erfahrung reicher treten wir den Heimweg an. Bevor der Probenalltag uns wieder hat, wird in der Straßenbahn auf dem Heimweg noch weitergesungen: „Sing Day of Song, im Stadion auf Schalke…“.