WAZ 20.11.2018
St. Barbara Gospelchor aus Erle begeistert in der Bleckkirche mit amerikanischen Spirituals zu Gunsten der Ausstattung einer kenianischen Schule
Barbara Seppi
Bismarck „Eine Afrikareise, das war mein Lebenstraum“, berichtet Helga Walter. Ihre Augen glänzen freudig, wenn sie von ihrer Safari nach Kenia im vergangenen Februar erzählt. Überhaupt ist die 60-Jährige sehr direkt, ungeschminkt, natürlich und herzlich. So ein Mensch packt an, wenn er Not sieht, schaut nicht weg, wird aktiv. Die rein touristische Reise von Helga Walter erfuhr eine plötzliche Wendung. „Wir haben diese Schule südlich von Mombasa besucht, so viele wissbegierige freundliche Kinder“, erinnert sie sich mit strahlendem Lächeln.
„Aber, sie müssen auf der Erde sitzen, weil es keine Schreibtische und Stühle gibt. Sie teilen sich zu dritt ein Buch, müssen die Schule morgens vor dem Unterricht selbst putzen“. Einfache, unkomplizierte Hilfe schreibt sich Walter nach dem Ende ihres Urlaubs auf die Fahne.
Ein Trödelmarkt im April bringt die ersten 200 Euro, es starten Überlegungen, wie man mehr Geld sammeln kann. „Ein Benefizkonzert, das wär´s“, hätte sie sich gedacht. Ihr Sohn ist der Komponist Michael Em Walter, die Musik liegt in der Familie. Bei Mario Stork, Chorleiter des Erler Gospelchores St. Barbara und mit ihrem Sohn befreundet, rennt Helga Walter offene Türen ein. Bei Thomas Schöps von der Bleckkirche ebenfalls. „Benefizprojekte unterstützen wir selbstverständlich gerne“.
Am Sonntagabend ist es soweit, rund 30 Sänger und Sängerinnen des Gospelchores betreten die „Bühne“ vor dem Altar in der Bleckkirche. Schwungvoll, mitreißend, „Freedom is coming“. Schöner Klangkörper, ausgewogene Männer- und Frauenstimmen, begeisternder Gesang. Die Kirchenbänke sind gut gefüllt, das Publikum euphorisiert. Klatschen, Füße wippen. „In the presence of the Lord“ ist nicht nur ein Lied, sondern ein Glaubensbekenntnis. Der Chor St. Barbara begeistert mit den Klassikern der amerikanischen Spirituals „Down by the riverside“ oder „Swing low“ und mit Musicalmelodien wie „The lion sleeps tonight“ oder „Circle of life“.
Viel Raum nehmen aber auch Eigenkompositionen ein. „Manche Stücke schreibe ich, andere kommen aus den Reihen der Sängerinnen und Sänger“, freut sich Marco Stork über die große Musikalität seines Chores.
Vierzig Minuten Lebensfreude
Zahlreiche Soloeinlagen belegen die Qualität aller Choristen. Zweimal vierzig Minuten Lebensfreude, geballte Energie im Einsatz für den guten Zweck.
Mit der Zugabe „We are the world“ schließt sich ein Kreis. Der Song, 1985 für die Afrikahilfe geschrieben, erinnert an Helga Walters Aufforderung zu Spenden für die „Mwamanga Primary School“ südlich von Mombasa. Dem wurde großzügig Folge geleistet.
„Das Schöne an solch privaten Initiativen ist, jeder Cent kommt an“, unterstrich Helga Walter am Sonntagabend in der Bleckkirche. „Noch diese Woche werde ich das Geld nach Kenia schicken, der Direktor der Schule schrieb mir, zuerst werden Schreibtische gekauft“.
„Die kenianische Regierung versucht flächendeckend Bildung zu ermöglichen, das ist sehr positiv“, sagte Helga Walter. „Kein Kind muss Schulgeld zahlen, dafür mangelt es an Material“.