Weihnachtsgeschichte mit starker Maria

Trias-Theater bringt alte Geschichte auf Bühne der Heilig-Kreuz-Kirche. Premiere in moderner Interpretation wird gefeiert

Uli Kolmann

Mit Respekt, Mut und einem vorsıchtigen Augenzwinkern hat das Trias-Theater seine Version der Weihnachtsgeschichte in der Heilig-Kreuz-Kirche uraufgeführt. Am Ende gah es „Bravo“-Rufe nach der 105 Minuten währenden Premiere ohne Längen. „Es begab sich… Die Geschichte einer Geburt zur Weihnachtszeit“ hatte Ulrich Penquitt verantwortlich für Text und Regie, möglichst neutral umschrieben.

 

Diese Neufassung bot unerwartete Aspekte der uralten Vorlage. So greifen Gott, der Engel Gabriel, Lucifer und Jesus, schon erwachsen, dem Geschehen vor. Jesus beugt sich der Bestimmung, seinen „Sonnenplatz“ zu verlassen. „Denn es gibt schon ein weibliches Wesen, das dir den Platz bereiten kann“, bereitet ihn Gott vor.

Gefallener Engel poltert über die Bühne

So zerschlägt sich wohl der Knoten der jungfräulichen Geburt, und Penquitt belässt es nicht dabei. Mit dem grauen und gutmütigen Joseph streiten noch zwei Kandidaten darum, wer mit der Jungfrau Maria die Ehe eingehen soll. Der Hohepriester Zacharias sichert mit einem geradezu teuflischen Taschenspielertrick vorerst die Bestimmung.

Denn tatsächlich ist er im Bunde mit Lucifer, dem gefallenen Engel. In dieser Rolle und ganz in Schwaz kann Julian Wangemann aus dem Vollen schöpfen. Schon seine Besetzung ist eine Interpretation, denn er stellte schon den Christus in den Passionsaufführungen in der Rotthauser Kirche dar. Spöttelnd, hämisch mit dem Verlust des Himmels, polternd und hämisch mischt er sich ein. lümmelt sich auf dem Thron des Königs Herodes. „eines Königs nur dank der Gnade Roms“.

Doch auch der herrische Lucifer wird machtlos. auch wenn Penquitt ihn über sich sagen lasst „Ich bin der Gott, der stets verneint“. in einer beiläufıgen Anspielung auf den Mephistopheles aus Goethes „Faust“.

Für alle Figuren ist diese Geschichte eine regelrechte Gratwanderung zwischen dem menschlichen Zweifel und einem Trost spendenden Gottvertrauen. So fragt Klaus Köster als Josef, um Worte wie um Verständnis ringend angesichts von Marias Schwangerschaft.
„Aber wie kann das?“

Und er greift noch weiter zurück, der biedere Handwerker: „Wiederholt sich die Geschichte Adams?“ Die Jungfrau an seiner Seite. entlassen aus dem Schutz des Tempels, schweigt nicht zum Geschehen. In dieser Geschichte einer Geburt zur Weihnachtszeit zeigt Katharina Kleinekemper als Maria Selbstbewusstsein. widerspricht und emanzipien sich. Sie steht hinter der Bestimmung und verteidigt ihren Part, ihre Ehre und auch ihre Ehe. „Wenn Gott befiehlt. will ich gehorchen“, macht sie deutlich.

Über allem leuchtet der Stern, ein einzelner und beherrschender Scheinwerfer hoch in der Kuppel der Kirche. Diesem „Königsstern“ folgen die Drei Weisen aus dem Morgenland. Sterndeuter. Magier und Wissenschaftler zu vielleicht gleichen Teilen. Wie bekannt aus dem Neuen Testament finden sie das Kind, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend, und widersetzen sich den Anordnungen des Herodes (Jesse Krauß). Die Welt ist in einem ungeahnten Umbruch, zeigen sie, denn sie streiten um das herrschende Weltbild. Dreht sich die Erde um die Sonne oder (noch immer) umgekehrt?

Mal meditativ, mal beschwingt, setzte der St. Barbara Gospel-Chor unter Leitung von Mario Stork auf der Empore zwischen den Szenen die musikalischen Akzente. Mit dem gemeinsamen „Stille Nacht“ wurden die hochzufriedenen Besucher in den Adventsabcnd entlassen.

Mit rund 250 Besuchem in der Heilig-Kreuz-Kirche ist für die beiden weiteren Termine des Stücks noch reichlich Luft nach oben. Dass das Stück erst für ab etwa acht Jahren empfohlen wird. ist vor allem den 105 Aufführungsminuten zuzüglich Pause geschuldet.

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